Besuch von den "Hütern des Amazonas"
Als "Hüter des Waldes" werden die Amazonasindianer bezeichnet, denn sie schützen den Amazonas, die "grüne Lunge" unseres Planeten. Ihre ökologisch verantwortungsbewusste, spirituelle Lebensweise lässt den Raubbau an der Natur nicht zu. Bernhard Dorner ist Vorstand des Vereins "Bündnis mit Indianern Südamerikas e.V.". Mit seiner Frau Maria Dorner-Hofmann und seinen Kindern hat er schon mehrmals das Amazonasgebiet bereist. Mit ihren Projekten setzen sie sich beispielsweise für die Renovierung einer Krankenstation und für den Bau von Gemeindehäusern ein. Sie leisten den Indianern Rechtsbeistand, um sie in ihren Rechten zu stärken und vor Unterdrückung und Bedrohung zu schützen. Auch tragen sie zur Förderung der Wiedererlangung bereits verlorengegangener Kulturgüter bei den indigenen Völkern in Bahia und im Amazonas bei. Die indigene Bevölkerung hat ihre Sitten und Bräuche lange Zeit nicht oder nur im Geheimen ausgeübt - aus Angst vor Verfolgung. Darüber gerieten sie fast in Vergessenheit.
Nun erhielt Familie Dorner einen Gegenbesuch von zwei Vertretern der Pataxo-HaHaHae-Indianer, die im brasilianischen Bundesstaat Bahia in einem Reservat leben: Dehevehe Sapuyá (das "h" im Namen spricht man wie ein "r" aus) und seine Frau Tati Barbosa (das zweite "t" im Namen wird wie "tsch" ausgesprochen). Dehevehe ist Lehrer sowohl an der indigenen Schule im Reservat als auch an einer staatlichen Schule außerhalb. Er ist 43 Jahre alt. Seine Frau Tati arbeitete in einem Kindergarten. Auf Einladung der Klassenleiterin Andrea Schön besuchten sie die Mädchen und Buben der Klasse 3a, um Kinder hier in Deutschland kennenzulernen und um ihnen ihre Kultur und Lebensweise näher zu bringen. Dazu erzählten Dehevehe und Tati von ihrem Leben und dem ihrer Vorfahren in Brasilien. Im letzten Jahrhundert wurden die Indianer immer noch von der weißen Bevölkerung bedroht, angegriffen, von ihrem Land vertrieben oder als Arbeitssklaven benutzt. Indianische Kinder durften nicht in die Schule gehen und wurden daran sogar mit Gewalt gehindert. Der indigenen Bevölkerung war es verboten, ihre Kultur zu pflegen. Sie wurden verfolgt und Anschläge wurden auf sie verübt. Es herrschte ein ständiges Klima der Angst. Erst im Laufe der letzten beiden Jahrzehnte zeigen sich Verbesserungen und die Spannungen zwischen der weißen und indigenen Bevölkerung lösen sich nach und nach auf.
Heute stehen die Pataxó-HaHaHae vor der Herausforderung, ihre alte Kultur wiederzubeleben. In der Schule des Reservats werden Grundkenntnisse der alten Stammessprache unterrichtet. Ein spezieller Gesang und Tohe-Tänze, die bei öffentlichen Anlässen gesungen und aufgeführt werden, sollen den Zusammenhalt der indigenen Gemeinschaft stärken. Auch die Grundschüler durften diese Gesänge und Tänze erleben. So konnten die Kinder nachempfinden, aus welchen Quellen die indigene Bevölkerung trotz Bedrohung und Verfolgung Kraft und Mut schöpft(e).